Leaky-gut-Syndrom
Ist die Schutzbarriere der Darmwand nicht intakt, wird dies als Leaky-gut-Syndrom bezeichnet. Es gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile, Bakterien, Giftstoffe und Stoffwechselprodukte durch die geschädigte Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Diese rufen dann Entzündungen hervor, die mit unterschiedlichsten Erkrankungen einhergehen können. In jüngster Zeit werden viele chronische Erkrankungen, wie Neurodermitis, Allergien, Akne, Migräne oder Asthma, aber auch Autoimmunerkrankungen, wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Diabetes Typ I und Hashimoto-Thyreoiditis mit dem Leaky-gut-Syndrom in Verbindung gebracht.
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Wofür benötigen wir eine Schutzbarriere im Darm?
Der Darm hat mit seinen ganzen Ausbuchtungen die Größe eines Baugrundstücks von ca 1.000 qm. Mit dieser Fläche hat er Kontakt zur Außenwelt und böte ungeschützt Bakterien, Viren und Giftstoffen die Möglichkeit in den Körper einzudringen. Er darf aber auch nicht undurchdringbar sein, da er die auf Molekulargröße zerlegte Nahrungsbestandteile ins Blut abgeben muss, um den Körper zu ernähren. Dazu sind im Darm Mechanismen zuständig, die wie eine Schleuse funktionieren, die nur Nahrungsbestandteile in einer bestimmten Größe und Kennzeichnung durchlassen. Diese Schleusenfunktion zwischen den einzelnen Darmzellen werden als „tight junctions“ (dichte Verbindung) bezeichnet. Sie kontrollieren den Transport zwischen den Zellen und verhindern das Eindringen fettunlöslicher Stoffe und unvollständig gespaltener Nahrungsbestandteile in den Organismus sowie den Übertritt von Erregern und Giftstoffen in den Blutkreislauf. Ist die Darmschleimhaut zu durchlässig und löchrig, wird dieser krankhafte Zustand „Leaky-gut-Syndrom“ genannt.
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Auslösende Faktoren, die zum Leaky-gut-Syndrom führen
Seit etwa 460 Millionen Jahren gibt es Pflanzen auf unserem Planeten. Sie haben gelernt ihr eigenes Leben und das ihrer Nachkommen zu schützen, um nicht auszusterben. Dazu nutzen sie beispielsweise eine sehr harte Schale, Stacheln oder sogenannte Antinährstoffe. Diese pflanzeneigenen „Pestizide“ sind in der Lage, Bakterien, Insekten oder auch Pilze zu töten, in dem sie Verdauungsenzyme hemmen, die Darmwand durchbrechen und giftige Substanzen freisetzen. Auf größere Tiere oder Menschen haben diese Antinährstoffe meistens keinen spürbaren Effekt. Aber immer mehr Untersuchungen bringen den täglichen Konsum mit zahlreichen Erkrankungen in Verbindung.
Im Folgenden sind die wichtigsten Substanzen zusammengefasst, die unsere Schutzbarrieren im Darm zerstören können. Je nach Stoffwechseltyp (es gibt insgesamt 18 verschiedene, die sich aus den 6 Blutgruppen und 3 Stoffwechselverbrennungstypen ergeben), haben die Substanzen unterschiedliche Auswirkungen.
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Ein wichtiger von Menschen verzehrter Antinährstoff ist das in vielen Getreidearten enthaltene Gluten, das sogenannte Klebereiweiß. Es kann weder durch Erhitzen, noch durch Enzyme im Körper reduziert werden. Insbesondere das Gliadin (Gluten des Weizens) soll belastend auf das Immunsystem wirken. Es regt die Bildung von Zonulin an, welches durch eine biochemische Reaktion die Verbindungsstellen zwischen den Darmwandzellen zerstört und den Darm löchrig macht. Experten gehen davon aus, dass aufgrund der unklaren Symptome die Dunkelziffer der Betroffenen einer Gluten-Unverträglichkeit beträchtlich ist. Nur bei einem von acht Betroffenen wird die Krankheit diagnostiziert. Meiner Erfahrung nach sind Träger der Blutgruppe „0“, „A“ und „A0“ (Mischtyp zwischen „0“ und „A“) besonders oft erkrankt. Wahrscheinlich aber jeder, da der Anteil des Gliadin im Weizen genetisch erhöht wurde, um die Backeigenschaft zu verbessern. Somit erklärt sich, warum im Stoffwechselprogramm von gesund + aktiv kein Weizen empfohlen wird.
Lektine sind pflanzeneigene Abwehrstoffe, die für die meisten Menschen keine Nachteile bringen. Eine Gruppe von Lektinen, die vor allem in Getreide und Hülsenfrüchten vorkommen, haben die Fähigkeit sich an Darmwandzellen zu binden und ebenfalls die Durchlässigkeit zu erhöhen. Sie sind relativ hitzestabil und werden durch normales Kochen nicht zerstört. Lektine gelangen sehr schnell in den Körper. Über die Blutbahn transportiert, können sie sich an beinahe alle Zellarten anheften. Die Folge sind chronische Entzündungen (inflamatorischen Prozessen), eine gestörter Wundheilung oder Insulinresistenzen (erste Stufe des Diabetes mellitus). Lebensmittel mit hohem Lektingehalt sind Vollkorn, Vollkornmehl, Kidneybohnen, Sojabohnen und Erdnüsse. Je nach Stoffwechseltyp gibt es unterschiedliche Auswirkungen.
Auch Saponine, eine seifenartige, schäumende Substanz, erhöhen die Durchlässigkeit des Darms. Sie aktivieren das Immunsystem und die Anzahl der Entzündungsmarker steigt signifikant. Zudem zerstören sie die roten Blutkörperchen, hemmen Verdauungsenzyme und verringern dadurch die Aufnahme von Nährstoffen. Zu den saponinhaltigen Nahrungsmitteln zählen neben Soja und Sojabohnen auch Kichererbsen, Kartoffeln, Linsen und Alfalfasprossen.
Das Leaky-gut-Syndrom und die Erhöhung von Entzündungsmarkern kann auch durch Endprodukte fortgeschrittener Glykierung (AGEs) ausgelöst werden. Diese entstehen durch Pasteurisieren, Sterilisieren und Bestrahlen von Lebensmitteln. Dabei werden Eiweiße oder Fette mit Kohlenhydraten verbunden, ohne Beteiligung von Enzymen. Menschen mit einer Insulinresistenz sind besonders betroffen, da sie durch den erhöhten Blutzucker ohnehin schon große Mengen an AGEs bilden.
Phytinsäure in Hülsenfrüchten (Soja) und Vollkorn hemmen die Verdauungsenzyme und vermindern so die Aufnahme von Zink, Magnesium und Eisen. Der Mangel dieser drei Nährstoffe ist weit verbreitet.
Das Casein der Kuhmilch kann aufgrund der fehlenden Anpassung der Verdauungsenzyme ebenfalls zu einem löchrigen Darm führen. Neben dem Gliadin des Weizens gilt die Kuhmilch als die „Mutter“ aller Allergien und sollte nur dann konsumiert werden, wenn sie auch zum individuellen Stoffwechsel einer Person passt. Verträglicher sind Milch- und Milchprodukte von Schaf oder Ziege.
Fruktose in hohen Mengen, wie sie in Fruchtsäften, Softdrinks, Energiedrinks, Fertigprodukten oder Süßigkeiten vorkommt, kann direkt der Darmschleimhaut und somit der Darmbarriere schaden. Natürlich vorkommende Fruktose in Früchten hat als Teil eines Nährstoffkomplexes keinen negativen Effekt auf die Darmwand.
Neben den Nahrungsmitteln haben auch Schmerzmittel, Antibiotika, Säureblocker und Stress einen direkten Einfluss auf die Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den Darmwandzellen.
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Diagnose des Leaky-gut-Syndroms
Für die Diagnose werden Blutserum und Stuhl untersucht. Auf das Leaky-gut-Syndrom weisen vor allem erhöhte Werte von Zonulin (Untersuchung im Serum und Stuhl) sowie des Entzündungsfaktors Alpha-1-Antitrypsin (Untersuchung im Stuhl) hin. Zonulin ist ein Darmprotein, das die Verbindungen zwischen den Darmzellen (tight junctions) regelt und ihre Durchlässigkeit steigern kann. Häufig sind auch die Leberwerte Gamma GT und GLDH im Serum erhöht.
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Die Therapie des durchlässigen Darms
An erster und wichtigster Stelle der Therapie steht die Ernährung. Sie sollte dem individuellen Stoffwechsel entsprechen. gesund + aktiv nutzt als Basis die Genetik, den Stoffwechselverbrennungstyp und 42 ausgesuchte Laborwerte. Daraus ergibt sich eine Liste der Nahrungsmittel, die zum persönlichen Stoffwechsel passen. Alle hier aufgeführten Nahrungsmittel kann das individuelle Enzymsystem verarbeiten.
Speziell zur Entgiftung und Bereinigung des Darms sind Ballaststoffe, Enzyme, sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamin C, Zink und L-Glutamin (Aminosäure) hilfreich. In dem Produkt NewLife COLO ACTIV (www.newlife-nutrition.com) sind diese Substanzen optimal kombiniert. Als Shake, einmal täglich mit einem Milchersatzprodukt vermischt eingenommen, ist COLO ACTIV nach meiner Erfahrung ein gutes Mittel, diesen Darmschutz wieder herzustellen.
Finden sich im Labor Hinweise auf chronische Entzündungen (CRP >1 und <5), empfehle ich die zusätzliche Einnahme von Curcuma (z.B. NewLife nutrition METABOLIC ACTIV).
Aus Sicht der Regulationsmedizin ist es wichtig, die Störungen, die sich aus der umfangreichen Vital- und Stoffwechselanalyse ergeben, mit pflanzlichen oder homöopathischen Mitteln zu behandeln.
Autor: Lothar Ursinus