Histamin-Intoleranz
Leben ohne Histamin-Bomben – mit der richtigen Ernährungstherapie
Die Nase läuft, der Darm rebelliert und das Herz rast – bei einigen Millionen Menschen in Deutschland ist zusätzlich zu den bekannten Diagnosen eine Histamin-Intoleranz (HIT) Ursache dieser Beschwerden. Den Symptomauslöser Histamin kann man weder riechen noch schmecken, doch er ist in unterschiedlicher Konzentration in fast jedem Nahrungsmittel enthalten.
Pro Tag nimmt der Mensch durchschnittlich 4 Milligramm Histamin zu sich. Bereits 15 Mikrogramm der Substanz können bei den Betroffenen zu Beschwerden führen. Da Histamin auf den gesamten Organismus wirkt, sind die Symptome vielfältig: Verdauungsstörungen sind am häufigsten, aber auch Kopfschmerzen, Asthma, Herzrhythmusstörungen oder Hautausschläge können auftreten.
Auch bei vielen Ärzten ist die Erkrankung noch unbekannt, daher wird sie selten auf Anhieb richtig diagnostiziert. So wird eine Histamin-Intoleranz häufig als psychosomatisches Leiden abgetan und kann im Einzelfall zu einer latenten bis manifesten Depression führen. Allergien (Typ I) können auch häufig in Kombination mit einer HIT auftreten. Man schätzt, dass rund 15% aller Fälle von "allergischem" Asthma auf eine HIT zurückzuführen sind. Kein Wunder, denn auch bei Allergien spielt der Botenstoff Histamin eine wichtige Rolle. So sind sich die Symptome einer HIT und einer sog. "echten" (immunologisch vermittelten) Allergie sehr ähnlich, so dass oft „nur“ eine Allergie diagnostiziert wird.
Patienten mit einer HIT leiden entweder an einem angeborenen oder erworbenen Mangel des Enzyms Diaminoxidase (DAO), welches das Histamin im Dünndarm abbaut. Intoleranzen werden nicht durch spezifische Antikörper oder sensibilisierte Zellen ausgelöst. Sie entstehen abhängig von der aufgenommenen Dosis der auslösenden Substanz, also Histamin oder andere biogene Amine, die in Lebensmitteln enthalten sein können. Das Histamin wird dabei aus der in Lebensmitteln enthaltenen essentiellen Aminosäure L-Histidin gebildet. Daneben sind auch Histamin-Liberatoren als Ursache zu nennen (siehe unten). Bei den Betroffenen steigt deshalb der Histaminspiegel nach einer Mahlzeit mit histaminreichen Speisen an. Zu den "Histamin- bomben" gehören beispielsweise Fisch, Käse, Rotwein, Sauerkraut, hefehaltige Produkte (wie Brot, Brötchen, Kuchen, Brotaufstriche, etc.) und Pizza.
Insbesondere sind Patienten mit Allergien und einem erniedrigten Vitamin C, Vitamin B6 und Kupferspiegel im Blut gefährdet. Häufig haben sie eine erniedrigte Toleranzschwelle gegenüber Histamin und damit eine verminderte Aktivität der DAO. Zusätzlich kann die Einnahme von bestimmten Medikamenten und / oder Alkohol die Enzymaktivität der DAO hemmen.
Ernährungstherapie
Der sicherste Weg, eine Histamin-Intoleranz nachzuweisen, ist die so genannte „Eliminationsdiät“. Dabei sollten histaminreiche Speisen und Getränke über etwa vier Wochen gemieden werden. Liegt tatsächlich eine HIT vor, sollten sich die Beschwerden durch die Diät deutlich bessern. Um ganz sicher zu gehen, kann man am Ende einer erfolgreichen Eliminationsdiät einen Provokationstest durchführen, also absichtlich ein stark histaminhaltiges Nahrungsmittel verzehren. Das ist eine reichlich unangenehme Methode, aber anschließend kann man ganz sicher sein, dass die Beschwerden wirklich durch Histamin bedingt waren. Die Eliminationsdiät ist gleichzeitig auch die Therapie der Histamin-Intoleranz. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen reicht der Verzicht auf "Histaminbomben" aus. Gänzlich aus dem Speiseplan verbannen kann man Histamin nicht. Die Betroffenen sollten aber darauf achten, dass ihre individuelle Toleranzgrenze nicht überschritten wird.
Bei einer HIT sind sowohl die FRISCHE (Reifegrad) als auch die MENGE eines Lebensmittels zu beachten (auch in Kombination mit anderen histaminhaltigen Lebensmitteln):

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Besonders histaminreich sind:
- Alkoholische Getränke, vor allem Rotwein
- Käse, vor allem reiferer Hartkäse, Blauschimmelkäse
- Schokolade, Nüsse
- Salami oder ähnliche Rohwürste
- Sauerkraut, Spinat
- Erdbeeren, Zitrusfrüchte und andere Histaminliberatoren
- Fisch (stark abhängig vom “Frischegrad”)
- Zusatzstoffe (Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Nitrate, Glutamate, Säureregulatoren, u. a.)
- Sauerkonserven
- Senf, Mayonnaise
- Essig
- hefehaltige Produkte (Brot, Kuchen, Brotaufstriche, u. a.)
- Medikamente

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Histaminliberatoren (histaminfreisetzende) Lebensmittel sind:
Schokolade, Kakao, Fruchtsäfte und Zitrusfrüchte (Orangen, Grapefruit) aber auch Bananen, Erdbeeren, Birnen, Pflaumen, Ananas, Kiwi, Papaya, Tomaten und Avocado sowie Nüsse (Walnüsse und Cashewnüsse), Hülsenfrüchte (auch Erdnüsse), Weizenkeime und Champignons, u. a.
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Im Zusammenhang mit Ihrem gesund & aktiv Stoffwechselprogramm bekommen Sie die für Ihren Stoffwechsel geeigneten Lebensmittel zusammengestellt. Lebensmittel, die den Histaminstoffwechsel beeinflussen sollten dabei insbesondere in der Hauptphase vermieden bzw. nur selten gegessen werden. Bitte sprechen Sie mit Ihrem betreuenden Therapeuten die für Sie zu berücksichtigenden Aspekte durch.
Autoren:
Dipl. Ing. (FH) f. Ernährung und HP Ulrike Metzler und Dipl. Oec.troph. Carmen Golz, Stand: 2010-09