Skip to main content Skip to page footer

Abnehmspritzen - Problem oder Segen?

In den letzten Jahren haben sogenannte Abnehmspritzen für Schlagzeilen gesorgt. Immer wieder ist zu lesen, dass sie das Abnehmen fast mühelos machen sollen. Doch was steckt wirklich hinter diesen Medikamenten? Sind sie ein Wundermittel oder nur eine riskante Modeerscheinung?

Was sind Abnehmspritzen?

Ursprünglich wurden die heute als „Abnehmspritzen“ bekannten Medikamente entwickelt, um Menschen mit Diabetes Typ 2 zu behandeln. Ihr Ziel war es, den Blutzuckerspiegel zu senken und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nervenschäden zu verhindern. Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass die Wirkstoffe noch einen weiteren, für viele Patienten überraschenden Effekt haben: Sie senken nicht nur den Blutzucker, sondern führen auch zu einem deutlichen Gewichtsverlust. Dieser Nebeneffekt rückte zunehmend in den Fokus – so sehr, dass inzwischen eigene Präparate ausschließlich für die Behandlung von Adipositas zugelassen wurden.

Wie wirken die Spritzen im Körper?

Das Prinzip beruht auf Hormonen, die unser Körper nach einer Mahlzeit ausschüttet. Eines davon heißt GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1). Es sorgt dafür, dass wir schneller satt werden, langsamer essen und unser Blutzuckerspiegel nicht so stark ansteigt.

Die Abnehmspritzen enthalten Wirkstoffe, die dieses Hormon nachahmen – sogenannte GLP-1-Analoga. Im Gegensatz zum körpereigenen GLP-1 werden sie nicht so schnell abgebaut und wirken deshalb deutlich länger.

Die Effekte sind vielfältig:

  • Im Gehirn: Das Hungergefühl wird gedämpft, das Sättigungssignal tritt schneller ein. 

  • Im Magen: Die Entleerung verlangsamt sich, was ein langanhaltendes Sättigungsgefühl bewirkt. 

  • In der Bauchspeicheldrüse: Die Insulinproduktion wird verbessert, sodass der Blutzuckerspiegel stabil bleibt. 

  • In der Leber: Die Ausschüttung von Glukagon wird gebremst, wodurch weniger Zucker ins Blut gelangt.

Eine Besonderheit stellt das Medikament Tirzepatid (Mounjaro®) dar: Es wirkt nicht nur auf GLP-1, sondern auch auf ein weiteres Hormon, GIP (Glucose-dependent Insulinotropic Polypeptide). Dieses verstärkt die Insulinausschüttung, beeinflusst den Fettstoffwechsel und könnte den Effekt auf Gewichtsabnahme und Blutzuckerkontrolle noch verstärken.

Welche Präparate gibt es?

Der Markt der Abnehmspritzen wächst rasant. Zurzeit sind vor allem drei Wirkstoffe relevant:

  • Semaglutid: Unter dem Namen Ozempic® (für Diabetes Typ 2) und Wegovy® (für Adipositas) erhältlich.

  • Liraglutid: Bekannt als Victoza® (für Diabetes Typ 2) und Saxenda® (für Adipositas).

  • Tirzepatid: Vertrieben als Mounjaro®, bislang für Diabetes zugelassen. Die Zulassung für Adipositas wird in Europa erwartet.

Die Zulassungen sind klar geregelt: Während Ozempic® und Victoza® nur bei Diabetes Typ 2 verschrieben werden, sind Wegovy® und Saxenda® explizit für Adipositas zugelassen – bei einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 oder ab 27, wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck vorliegen.

Für wen lohnt sich die Behandlung?

Die Wirksamkeit der Präparate ist gut belegt. Je nach Medikament und individueller Situation verlieren Patienten im Durchschnitt 5 bis 20 Prozent ihres Körpergewichts. Gerade für Menschen mit schwerer Adipositas oder für Patienten mit Diabetes Typ 2, die zusätzlich übergewichtig sind, kann das eine enorme Erleichterung bedeuten.

Doch es gibt Einschränkungen: Die Medikamente wirken nur, solange sie regelmäßig gespritzt werden. Wer sie absetzt, nimmt meist wieder zu. Zudem ist eine Kombination mit Lebensstiländerungen – also gesunder Ernährung und mehr Bewegung – entscheidend. Ohne diese Grundlage bleibt der Erfolg oft begrenzt.

Risiken und Nebenwirkungen

So vielversprechend die Abnehmspritzen auch sind, sie haben Schattenseiten. Besonders häufig kommt es zu Beschwerden im Magen-Darm-Bereich: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung gehören zu den typischen Nebenwirkungen. Manche Patienten berichten außerdem über Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Geschmacksveränderungen.

Ernstere Risiken sind Gallensteine und in seltenen Fällen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Noch wenig erforscht sind die Langzeitfolgen einer mehrjährigen oder gar jahrzehntelangen Einnahme.

Ein weiterer Punkt, der oft unterschätzt wird: Da die Medikamente das Hungergefühl deutlich reduzieren, essen viele Anwender sehr wenig. Das klingt zunächst nach einem Vorteil – birgt aber das Risiko einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen oder Mineralstoffen. Bleiben diese Mängel über längere Zeit bestehen, kann das die Gesundheit erheblich beeinträchtigen: Muskelschwund, Schwäche, Konzentrationsprobleme oder eine höhere Anfälligkeit für Infekte sind mögliche Folgen.

Hinzu kommt: Die Medikamente sind teuer. Während die Krankenkassen die Kosten für Diabetiker übernehmen, müssen Menschen mit Adipositas in vielen Fällen selbst zahlen – und das geht schnell in den hohen dreistelligen Bereich pro Monat.

Zwischen Chance und Gefahr

Die Abnehmspritzen können für bestimmte Patientengruppen eine wertvolle Hilfe sein. Sie ermöglichen deutliche Gewichtsverluste, verbessern die Blutzuckerwerte und entlasten Herz und Kreislauf. Doch sie sind kein Allheilmittel.

Wer glaubt, mit einer Spritze ganz ohne Eigenleistung gesund und schlank zu werden, wird enttäuscht sein. Zudem besteht die Gefahr, dass sie als Lifestyle-Medikament missbraucht werden – etwa, um „schnell ein paar Kilo“ zu verlieren. In solchen Fällen überwiegen die Risiken klar den Nutzen.

Fazit – Hilfe ja, Ersatz nein

Abnehmspritzen sind weder Teufelszeug noch Wundermittel. Sie sind ein medizinisches Werkzeug, das in den richtigen Händen sehr wirksam sein kann, aber sorgfältig eingesetzt werden muss. Für Diabetiker mit Übergewicht oder Menschen mit schwerer Adipositas, die trotz gesunder Ernährung und Bewegung nicht abnehmen können, bieten sie eine echte Chance. Doch für alle anderen gilt: Ein dauerhaft gesundes Leben lässt sich nicht injizieren.

Gerade weil Abnehmspritzen das Essverhalten verändern, steigt das Risiko einer mangelhaften Versorgung mit wichtigen Nährstoffen. Deshalb bleibt eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung nicht nur unverzichtbar – sie ist die eigentliche Basis für langfristige Gesundheit. Die Spritze kann höchstens ergänzen, was der Lebensstil an Grundpfeilern legt: gutes Essen, regelmäßige Bewegung und ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper.

Ein individuell abgestimmter gesund + aktiv-Ernährungsplan bildet dabei die beste Grundlage – für fast jeden Menschen. Er unterstützt ein gesundes, nachhaltiges Abnehmen für alle, die ihren Weg ohne Spritze gehen möchten, und ist ebenso eine wertvolle Ergänzung für jene, die sich mit einer Abnehmspritze behandeln lassen. Denn nur wer seine Vitalstoffversorgung sicherstellt und seinen Stoffwechsel stärkt, schafft die Basis für langfristige Gesundheit und Wohlbefinden.

Jetzt ganzen Artikel
als PDF herunterladen

Download

Autorin: Nina Wilters

Stand: November 2025
Ernährungsplan von gesund+aktiv

Es ist Zeit, sich
wieder gut zu fühlen

Sie wollen sich fit und vital fühlen, Ihr Wunschgewicht erreichen oder Ihren gesundheitlichen Zustand verbessern?
Wir unterstützen Sie dabei!

Zu meinem Ernährungsplan

Therapeuten finden Termin buchen